cia / cio / ciu und gia / gio / giu
Im dritten Teil meiner Serie über die Eigenheiten der italienischen Aussprache möchte ich dir eine Lautfolge erklären, die für Deutsche recht ungewöhnlich aussieht und klingt.
Aus diesem Grund haben auch viele damit Probleme. In meiner jahrzehntelangen Unterrichtstätigkeit war es wohl diese Lautfolge, die für die meisten Aussprachefehler verantwortlich war.
Deshalb möchte ich dir hier nicht nur sagen, wie es richtig geht, sondern ich erkläre dir auch, warum es so ist. Wenn du die Logik hinter diesen Lautfolgen verstehst, wirst du dich in Zukunft leichter damit tun, sie auch richtig auszusprechen.
Also, los geht’s! 😊
Als Voraussetzung für diesen Artikel solltest du die Aussprache von
– ce und ci
– ca, co und cu
kennen. Falls du die ersten beiden Teile der Aussprache-Reihe noch nicht kennst, lies sie bitte vor diesem Eintrag! Ansonsten wirst du Schwierigkeiten haben, meinen Gedanken zu folgen.
Beginnen wir mit der Lautfolge cia, cio, und ciu. Du weißt bereits,dass ca, co und cu ganz einfach mit einem harten k ausgesprochen werden.
Was passiert jedoch, wenn zwischen diese Laute ein i wandert?
Wenn also entweder cia, cio oder ciu steht?
Weißt du noch, wie du ci aussprichst? Genau! Das c wird als Zischlaut hörbar und du sprichst tschi. Was passiert also jetzt? Durch das eingeschobene i entsteht natürlich wieder ein Zischlaut!
Darauf kannst du dich verlassen: Sobald die Buchstaben c und i aufeinandertreffen, wird das c „gezischt“ (tsch).
Und jetzt kommt noch eine Sache, die sogar von fortgeschrittenen Lernern oft falsch gemacht wird:
Das i bewirkt zwar, dass der harte Laut gezischt wird, aber es wird selbst NICHT ausgesprochen. Du hörst es also nicht!
Stell es dir einfach so vor: Das i hat nur die Funktion, aus dem harten Laut k den weicheren Laut tsch zu zaubern. Es hat aber keine eigene Aussprache, sondern „verschmilzt“ mit dem c zu einem Zischlaut.
Das heißt: Du sprichst cia, cio und ciu so:
tscha, tscho, tschu
Wenn du das i aussprichst, wird man dich zwar wahrscheinlich verstehen, aber für einen Italiener klingt es seltsam.
Somit können wir jetzt an ein c alle 5 Selbstlaute anhängen und haben trotzdem bei allen Kombinationen die Aussprache tsch.
Die Buchstabenfolgen sehen nur unterschiedlich aus.
Hier hast du nochmal eine kleine Zusammenfassung:
ce (tsche), ci (tschi), cia (tscha), cio (tscho) und ciu (tschu)
Du kannst das bestimmt besser nachvollziehen, wenn ich dir wieder einige italienische Beispiele gebe, die dir nicht ganz fremd sind und die du vielleicht ohnehin schon korrekt aussprichst:
– die informelle italienische Begrüßung ciao, gesprochen tschau
– das auch bei uns sehr beliebte Brot aus Weizenmehl, das ciabatta, gesprochen tschabatta
– carpaccio, die leckere Vorspeise aus hauchdünn geschnittenem, rohem Rindfleisch, gesprochen karpattscho
Die Lautfolge ciu ist extrem selten.
Jetzt bleiben uns noch gia, gio und giu. Wie du dir vielleicht schon denken kannst, darfst du auch hier wieder alle Regeln, die für c und seine Verbindungen gelten, auch für g anwenden.
Der einzige Unterschied besteht natürlich in der Aussprache des Buchstaben g:
Du hast jetzt nicht mehr tscha, tscho, tschu (geschrieben cia, cio, ciu), sondern dscha, dscho und dschu (geschrieben gia, gio und giu).
Die Aussprache ist hier also weicher, zarter, sanfter.
Um sie perfekt hinzukriegen, erinnere ich nochmal an den kleinen „Trick“, den ich dir in meinem ersten Aussprache-Artikel gegeben habe.
Du kannst es auch einfach mit einem langgezogenen dsch und tsch testen. Dann spürst du es vielleicht noch deutlicher. 😉
Hier kommen noch Beispiele mit g:
– parmigiano, das italienische Wort für Parmesan, ausgesprochen parmidschano
– die formelle italienische Begrüßung buongiorno (Guten Tag), das du korrekt buondschorno sprichst
– der ehemalige Trainer des FC Bayern München Giovanni Trapattoni, der durch sein wütendes „Was erlauben Strunz?“ und „Ich habe fertig!“ unvergessen bleibt – du sprichst ihn richtig dschovanni aus, das i hört man wieder nicht!
Du siehst, auch für die Varianten mit g haben wir nun für alle 5 Selbstlaute Kombimöglichkeiten, ohne auf die Zischlaute zu verzichten. Nur die Schreibung ist unterschiedlich:
ge (dsche), gi (dschi), gia (dscha), gio (dscho) und giu (dschu)
Herzlichen Glückwunsch! 😊
Wenn du das verstanden hast und in Zukunft darauf achtgibst, dass du bei den Kombinationen cia, cio, ciu und gia, gio, giu das i nicht aussprichst, hast du schon sehr viel gewonnen und bist besser als die meisten Deutschen, die italienische Wörter sprechen!
Denk nur mal an den bekannten Rotwein Montepulciano. Der wird zum Beispiel sehr oft irrtümlich mit i gesprochen. 😉