cia/cio/ciu und gia/gio/giu
Im ersten Teil meiner Aussprache-Reihe hast du gelernt, wie du die Lautfolgen ci, ce (tsch) sowie gi und ge (dsch) richtig aussprichst.
Hier entstehen also 4 Zischlaute mit 2 unterschiedlichen Stärken.
Was aber machst du, wenn auf ein c weder i noch e folgen, sondern a, o oder u?
Dann sprichst du das c nicht als Zischlaut, sondern als hartes k, also ca (ka), co (ko) und cu (ku).
Genauso verhält es sich, wenn statt des c ein g steht, dann sprichst du nämlich ausnahmsweise so, wie es dasteht: ga (ga), go (go) und gu (gu).
Hier sind ein paar Beispiele, die du bestimmt schon mal gehört hast:
– calamari, der italienische Tintenfisch oder Kalmar, ganz einfach kalamari gesprochen
– piccolo, italienisch für „klein“ mit der Aussprache pikkolo
– gorgonzola, der bei uns sehr beliebte norditalienische Schimmelkäse, gesprochen mit einem ganz normalen go am Anfang
– das Gewürz oregano, das auch oregano ausgesprochen wird
Damit hätten wir den ersten Teil schon abgedeckt, nämlich die Lautfolgen ca, co, cu und ga, go, gu.
Was passiert jedoch, wenn zwischen diese Laute ein i wandert?
Wenn also dasteht: cia, cio, ciu oder gia, gio, giu?
Vielleicht kannst du dir eine Sache schon denken – nämlich dass durch das eingeschobene i jetzt wieder Zischlaute entstehen.
Und genauso ist es!
Statt k sprichst du jetzt tsch und statt g hört man jetzt dsch.
Nur eine Sache ist hier besonders wichtig und die wird sogar von fortgeschrittenen Lernern oft falsch gemacht:
Das i bewirkt zwar, dass der harte Laut gezischt wird, aber es wird selbst nicht ausgesprochen. Du hörst es also nicht!
Das heißt: Die oben geschriebenen Lautfolgen sprichst du so:
tscha, tscho, tschu und dscha, dscho, dschu
Wenn du das i aussprichst, wird man dich zwar wahrscheinlich verstehen, aber richtig ist es nicht.
Jetzt könntest du fragen, warum das i in der Aussprache untergeht – und das mit Recht!
Stell es dir einfach so vor: In diesen Zusammensetzungen hat das i nur eine Aufgabe, nämlich den harten zu einem gezischten Laut „umzuformen“. Es verschmilzt in der Aussprache sozusagen mit dem c oder g zu einem tsch oder dsch und dann wird der Selbstlaut a, o oder u angehängt.
Daraus ergibt sich folglich die Aussprache tscha, tscho, tschu und dscha, dscho, dschu.
Es wird sicher viel einfacher, wenn ich dir wieder einige italienische Beispiele gebe, die dir nicht ganz fremd sind und die du vielleicht ohnehin schon korrekt aussprichst:
– die informelle italienische Begrüßung ciao, gesprochen tschau
– das auch bei uns sehr beliebte Brot aus Weizenmehl, das ciabatta, gesprochen tschabatta
– carpaccio, die leckere Vorspeise aus hauchdünn geschnittenem, rohem Rindfleisch, gesprochen karpattscho
– parmigiano, das italienische Wort für Parmesan, ausgesprochen parmidschano
– die formelle italienische Begrüßung buongiorno (Guten Tag), das du korrekt buondschorno sprichst
– der ehemalige Trainer des FC Bayern München Giovanni Trapattoni, der durch sein wütendes „Was erlauben Strunz?“ und „Ich habe fertig!“ unvergessen bleibt – du sprichst ihn richtig dschovanni aus, das i hört man wieder nicht!
Herzlichen Glückwunsch! 😊
Wenn du das verstanden hast und in Zukunft darauf achtgibst, dass du bei den Kombinationen cia, cio, ciu und gia, gio, giu das i nicht aussprichst, hast du schon sehr viel gewonnen und bist besser als die meisten Deutschen, die italienische Wörter sprechen!
Denk nur mal an den bekannten Rotwein Montepulciano. Der wird zum Beispiel sehr oft irrtümlich mit i gesprochen. 😉